Hallo allerseits,
dieses Mal könnten wir kaum weiter auseinander liegen – denn für mich ist „Emilia Pérez“ der beste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe - und zwar nicht nur in der Sneak.
Ich bin kein Fan von Musical-Verfilmungen; meistens törnen mich die schier endlosen Songs ab oder die Musik ist nicht mein Ding (bei „Dreamgirls“ war es beides
) Diesmal fand ich allerdings die Songs eher spärlich und gut in die Narrative integriert, und die Choreographie (ich bin da kein Experte) wirkte auf mich auch in Ordnung. Dis Songs unterstrichen halt jeweils einen Punkt der Handlung, das war für mich völlig okay.
Die Handlung ist es allerdings, die mich in den Bann gezogen hatte. Die Story des mexikanischen Mafiakillers, der lieber eine Frau sein möchte, könnte man auch sehr plakativ, reißerisch verkaufen. Aber der Film gibt mir nie den Eindruck er würde sich über seine Figuren lustig machen, im Gegenteil, die Gegensätze z.B. zwischen Emilia und ihrer Ex-Frau Jessi, die etwas mehr der klassischen Gangsterbraut entsprach wurden gut herausgearbeitet. Der Erzählung hat mich oft mit ihren Wendungen überrascht (nicht gestern, aber bei Erstbetrachtung des Film beim Filmfest Hamburg vor gut fünf Wochen), und auch wenn man dann schon weiß, was kommt, es paßt alles gut zusammen.
Für mich sind der drei Hauptdarsteller – Zoe Saldaña, Karla Sofía Gascón und Selena Gomez – alle in Hochform. Gomez hat vielleicht die undankbarste Rolle als „Witwe“ der Mafiakillers, aber sie spielt dieser Rolle ebenso auf den Punkt wie Zoe Saldaña als Anwältin, die für Karla Sofía Gascón’s Emilia eine wohltätige Organisation aufbaut, und ihr Leben ganz dem Dienst für Frau Pérez widmet. Gascón schließlich überzeugt als Frau im Manne und später als Frau selbst mit einer einfühlsamen, vielschichtigen Darstellung einer verständlicherweise zerrissenen Figur, die größtenteils logisch vorgeht, sich aber immer wieder von ihren Gefühlen leiten läßt, und nicht immer kluge Entscheidungen trifft.
Von daher hat mir „Emilia Pérez“ auch bei Zweitbegutachtung in jeder Minute Freude bereitet und mich von Anfang bis Ende vergessen lassen, daß ich einen Kinofilm gesehen habe. Von daher kann ich den Film nur eine „2 plus“ geben (ich habe gestern sogar darüber nachgedacht, ob ich in den Einserbereich wandere, es dann aber doch bei der Note aus der Erstbegutachtung belassen) – und die gab es von mir 2024 bisher nur einmal.
Gruß
Kasi Mir