Hallo allerseits,
für mich war "Harold Fry" eine langsamere und schwächere Variante von #1373 "The Last Bus". Neben einer doch sehr klischeehaften Erzählung, die immer wieder den einfachsten und offensichtlichsten Weg voran wählte, störte mich vor allem das sehr langsame Erzähltempo; minutenlang sah man Harold Fry quasi nur beim Laufen durch die Landschaft oder Campen im Niemandsland zu.
Für mich wirkte die ganze Geschichte auch schon sehr konstruiert; daß sich jemand auf den Weg macht, um eine todkranke Bekannte nochmal zu sehen, konnte ich ja noch nachvollziehen, dies aber ausgerechnet zu Fuß zu machen und damit dem Schicksal jede Chance zu geben, daß die Zielperson in den über zwei Monaten(!) Reisezeit das Zeitliche segnet, wirkt schon ziemlich weit hergeholt, und Harolds Motivation, diesen Weg zu wählen, wirkte auf mich bestenfalls naiv, eher noch aber als rein narratives Konstrukt der Autorin.
Das half nicht dabei, den Protagonisten des Films zu einer realen Figur zu machen; Jim Broadbent spielt Harold zwar solide und so überzeugend, wie es das Drehbuch halt zuläßt, doch erfährt man über die Hauptperson der Handlung recht wenig. Tatsächlich ist seine Frau Maureen, die in dem Film die meiste Zeit zuhause am Telefon wartend zubringt, sogar besser skizziert als Harold selbst.
Das, was man über Harold, seine Beziehung zu Queenie, seine Ehe, seinen Sohn und seine Vergangenheit erfährt, wird über den Film verteilt in Bruchstücken präsentiert, die die wesentlichen Enhüllungen wie Kaugummi in die Länge ziehen; dies hat mich umso mehr gestört, weil diese Enthüllungen nichts preisgeben, was ich nicht vorher bereits erwartet hätte.
Ingsgesamt fand ich mich in der ersten Stunde noch ganz gut unterhalten, mit zunehmender Dauer wurde der Film für mich allerdings immer langatmiger, so daß ich ihn am Ende nur noch als eingeschränkt unterhaltsam bezeichnen würde. Daher gibt es von mir - wie in der Vorwoche - eine "3 minus" als Bewertung.
See you all next Tuesday!
Gruß aus der Mittagspause
Kasi Mir