Hallo zusammen,
ich habe eine Weile überlegt und bin dann doch bei einer "Drei" geblieben.
Auf der Habenseite kann man sicherlich Hawkins und Coogan verbuchen, die beide ihre Figuren deutlich aufwerten. Coogan macht aus einem Part, der unterrepräsentiert ist und eigentlich auch von einem deutlich weniger namhaften Schauspieler hätte verkörpert werden können, einen nachvollziehbaren Vater und Ex-Ehemann, der sich immer noch um seine Frau sorgt. Und Hawkins schafft es, die Protagonistin sympathisch und entschlossen (aber durchaus verletzlich) darzustellen, wo das Drehbuch sich alle Mühe gibt, sie als Spinnerin mit Halluzinationen zu präsentieren.
Da sind wir dann auch schon bei den Kritikpunkten: Leider kommt die eigentliche Geschichte - nämlich, wie eine Amateurin das Estabhlishment alt aussehen läßt, indem sie sich einfach die Mühe macht, die dokumentierten Fakten zusammenzutragen - viel zu kurz. Langleys "Ermittlungsarbeit" wird mit einer handvoll Szenen, in denen sie zudem meist eher passiv unterwegs war, grob skizziert. Stattdessen verbringt der Film gefühlt Äonen mit ihren Zwiegesprächen mit dem eingebildeten Richard III. (Harry Lloyd, der mal Viserys Targaryen in "Game of Thrones" gespielt hat), die wenig zur Erhellung beitrugen. Auch macht es sich der Film etwas einfach mit der eigentlichen Nacherzählung des Ablaufs und sorgt sich nicht so sehr um einen großen Zusammenhang.
Es ist also ein klassischer Fall von "Darsteller vs. Drehbuch"; ich fand den Film während des Schauens unterhaltsam, muß aber zugestehen, daß da nicht so viel Substanz dahintersteckte und das meiste, was gefiel, in der Performance begründet war. Einmal kann man ihn aber gut ansehen, zumal er mit dem für britische Filme typischen trockenen Humor garniert war. Insofern geht die "Drei" in Ordnung, obwohl das Drehbuch vermutlich in den Viererbereich gehörte. Die Channel4-Doku, die ich vor Jahren über die Entdeckung gesehen habe, ist aber allemal gehaltvoller.
Gruß
Kasi Mir