Hallo zusammen,
interessant - ich kann fast die gleichen Punkte anmerken, komme aber zu einer anderen Gesamtnote. Zeigt nur mal wieder, daß jede Bewertung subjektiv ist.
Zunächst sollte ich aber grundsätzlich anmerken, daß ich kein großer Fan von Krimis bin; dies dürfte meine Einschätzung für den Film natürlich beeinflussen.
Ich fand die erste Stunde des Films deutlich überzeugender als die zweite. Der Film fand einen guten, unvermittelten und ziemlich erschütternden Einstieg in die Handlung rund um den anonymen Attentäter, der ausgenscheinlich wahllos und aus einiger Entfernung auf Personen schoß und diese ausnahmslos tödlich verletzte. In dem Chaos lernte der Zuschauer dann Eleanor kennen, eine Streifenpolizistin mit Instinkten, die sich für den Fall noch als nützlich erweisen sollten. Danach gab es dann das Kennenlernen zwischen der Protagonistin und FBI-Mann Lammark (den Ben Mendelsohn vermutlich im Halbschlaf spielen könnte), sowie die ersten Eindrücke von der (Nicht-)Zusammenarbeit der Ermittler von Polizei, FBI, sowie von der (fehlende) Unterstützung aus der Politik. Hier versuchte der Film zum einen zu etablieren, daß Lammark ein guter Ermittler ist, der immer wieder gegen die Bürokratie und gegen Leute kämpfen muß, denen der öffentliche Eindruck wichtiger zu sein schien als eine tatsächliche Lösung. Zum anderen wurde Eleanor als gebrochene Person präsentiert, die vielleicht gerade deswegen einen Zugang zur Gedankenwelt des Killers haben könnte, der anderen fehlt. Hier half es, daß Schauspieler vom Kaliber Woodleys und Mendelsohns diese Rollen spielten, denn das Drehbuch gab ihnen gar nicht soviel Material. Die Performances werteten ihre Figuren - und damit den Film als Ganzes - deutlich auf, der ansonsten in dieser Phase hauptsächlich Zufallstreffern nachjagte und seine Zeit mit falschen Lösungen des Falles verbrachte.
Da die Atmosphäre gut präsentiert wurde und die beiden Hauptdarsteller in Topform waren, ließ mich das eine Weile lang übersehen, daß der Film als Krimi sehr schwach in puncto Ermittlungsarbeit war, und zum anderen sich auch nicht so richtig um die Ausarbeitung der Figuren kümmerte. Etwa zur Mitte wurde dies dann allerdings für mich offenbar, und ab dort hat der Film dann für mich deutlich nachgelassen. In der zweiten Hälfte, die von mehreren ellenlangen Monologen dominiert wird, gibt es die üblichen Klischees: Ermittler werden für Dinge verantwortlich gemacht, die sie selbst nicht machen wollen, werden vom Fall abgezogen, haben dann aber natürlich die Eingebung, die den Fall am Ende auflöst, und machen alles im Alleingang - mit erwartbaren Konsequenzen. Wenn ich diese Stereotypen nicht schon tausendmal gesehen habe, dann nur deswegen, weil ich so wenig Krimis schaue. Den Epilog nach dem Showdown - mit dem Gouverneur(?) - fand ich dann einfach nur noch absurd und unrealistisch.
Insofern war "To Catch a Killer" für mich ein eher mäßiger, aber zuweilen gut inszenierter und von Woodley und Mendelsohn exzellent gespielter Krimi. In Summe komme ich dafür auf eine 3-, aber ich bin über jeden Sneaker froh, der von dem Film mehr unterhalten wurde als ich.
Gruß
Kasi Mir