#1276 Vox Lux
Verfasst: 2019-07-02 0:28
Um gleich zu Anfang zwei Fragen aus dem Foyer des Passage nach Ende des heutigen Sneakfilms zu beantworten: Regisseur Brady Corbet hat "Vox Lux" Jonathan Demme gewidmet, weil der 2017 verstorbene Filmemacher Corbets Erstling als Teil der Jury in Venedig mit einem Preis für den besten Debütfilm ausgezeichnet hatte und auch danach freundschaftlich mit ihm verbunden blieb. Und während einzelne Elemente und Aspekte von "Vox Lux" durchaus satirisch oder ironisch gemeint waren, so war der Film als Ganzes todernst gemeint und seine Auseinandersetzung mit dem frühen 21. Jahrhundert und dessen bizarren tonalen Diskrepanzen zwischen Terrorismus und Celebrity Culture, zwischen politischer Radikalisierung und Spaßgesellschaft, am Beispiel eines protoypischen Pop-Sternchens dieser Zeit, nicht weit von realen Vorbildern wie Britney Spears entfernt. Beim GQ Magazine und beim Guardian findet sich dazu etwas Hintergrundmaterial.
Corbet selbst - Jahrgang 1988 und damit nicht weit von seiner Protagonistin Celeste in "Vox Lux" entfernt - ist seit Kindertagen Schauspieler und somit selbst im Licht der Öffentlichkeit aufgewachsen; während er hier und da immer noch mal vor der Kamera zu sehen ist, hat er sein Faible für das Filmemachen entdeckt. Seit oben erwähnter Debütfilm, "Childhood of a Leader", war mindestens ebenso ausgefallen wie "Vox Lux", erzählte er doch die fiktive Geschichte eines Jungen, der nach dem ersten Weltkrieg zu einem radikalen Anführer wurde.
Hier der Trailer zu "Vox Lux":
Ich bewundere den Regisseur für seine ziemlich ausgefallene Idee und den Versuch, die letzten 20 Jahre der (US-)Geschichte aus Sicht derer, die in dieser Zeit aufgewachsen sind, zu erzählen. Ausgerechnet ein Pop-Sternchen zur Protagonistin einer solchen Geschichte zu machen, war sicherlich auch eine dieser ausgefallenen Ideen, die schnell im Chaos hätte enden können, wenn man mit Raffey Cassidy (sowohl als junge Celeste als später auch als deren Tochter Augustine) und Natalie Portman (als "Erwachsene") nicht zwei exzellente Darstellerinnen gefunden hätte. Warum ich dem Film trotzdem nur eine Drei geben kann und ich der Ansicht bin, daß "Vox Lux" letztlich zuviel auf einmal versucht und am Ende den Faden verliert, versuche ich in den nächsten Tagen hier nochmal ausführlicher darzulegen. Doch erst einmal lasse ich Euch den Vortritt: wie hat Euch der Film gefallen? Wie fandet ihr die Erzählweise (inklusive Willem Dafoe als buchstäblicher Erzähler), die Story mit einer über ein Jahrzehnt langen Lücke in der Mitte? Wie fandet Ihr den Soundtrack des in den 60er-Jahren selbst als Sänger erfolgreichen Scott Walker - seine letzte Arbeit vor seinem Tod vor gut drei Monaten, und die Songs von 2010er-Ikone Sia? Schreibt Eure Gedanken zu "Vox Lux" einfach als Antwort auf diesen Beitrag ins Forum.