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#962 Gambit (2012)
Verfasst: 2013-06-11 1:50
von Kasi Mir
Auch wenn es vielleicht einige überraschen könnte - das "Gambit"-Remake, das heute als Hauptfilm gezeigt wurde, basierte tatsächlich auf einen Drehbuch der Coen-Brüder ("Intolerable Cruelty", "No Country for Old Men"). Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie Euch die Heist-Komödie mit Colin Firth, Alan Rickman und Cameron Diaz gefiel; Vergleiche mit der 1966er-Version mit Michael Caine, Herbert Lom und Shirley MacLaine sind dabei nicht notwendig. Da ist der Plot sowieso ganz anders.
Re: #962 Gambit (2012)
Verfasst: 2013-06-11 10:41
von Roughale
Leider sehr lau und in der zweiten Hälfte stark abnehmend in der Qualität und teilweise fast unter dem Niveau von den 3 Stooges (zB Karaoke).
Schwache 3- von mir...
Re: #962 Gambit (2012)
Verfasst: 2013-06-11 17:31
von Kasi Mir
Oh je, oh je...
„Gambit“, weniger ein Remake des 1996er-Films als eine erneute Adaption der gleichen Kurzgeschichte "Who Is Mr. Dean?" von Sydney Carroll, ist sicherlich das schwächste Werk, das ich bisher mit dem Namen Coen verbunden sah. Allerdings muß man einschränkend sagen, daß der Film kein Regiewerk der Coens ist – dies übernahm Michael Hoffman, der als Regisseur in 30 Jahren (u.a. „One Fine Day“, „Soapdish“, „A Midsummer Night's Dream“) keinen wirklichen Eindruck hinterlassen konnte. Doch die Coens haben das Drehbuch geschrieben, dem leider das meiste von dem fehlt, was man so mit Coen-Werken assoziiert. Wer jedenfalls Morbides, Abseitiges, schrägen Humor und bizarre Situationen sucht, der wird von „Gambit“ sicherlich enttäuscht werden – nur Freunde von klassischer Boulevardkomödie mit starkem Einschlag in Richtung Pennälerhumor werden ihre wahre Freude an dem Film haben, und das auch nur, wenn sie den Plot ignorieren, der an Offensichtlichkeit kaum zu überbieten ist. Der Film mag den Schauspielern durchaus Freude gemacht haben – nur kommt davon beim Zuschauer nur wenig an. Der bekommt dafür eine klamaukige Szene nach der anderen präsentiert, mal mehr, mal weniger lustig, doch ohne erkennbares Ziel, denn nur wenig gerade aus dem Mittelteil von „Gambit“ arbeitet in irgendeiner Form auf den schlußendlichen Heist hin. Von mir gibt es dafür – weil ich zumindest hin und wieder schmunzeln konnte – mit Hängen und Würgen noch eine 3-, aber von dem, was ich mir unter einer Coen-Komödie vorstelle, ist das doch meilenweit entfernt.
Dabei beginnt der Film ganz nett mit einer etwa zehnminütigen Sequenz, die einen Kunstbetrug clever skizziert; leider hat der nachfolgende Film dann kaum noch etwas mit diesem Anfang zu tun; stattdessen bekommen wir Cameron Diaz als Cowgirl PJ Puznowski, deren Overacting-Regler offenbar bis Elf geht (und genutzt wird). Der ultrabreite Akzent ist dabei noch das kleinste Problem, die Elefant-im-Porzellanladen-Nummer, die ihrer Figur phasenweise untergeschoben wird, ist viel nerviger. Alan Rickmans Medienmogul Shahbandar wirkt kurioserweise fast zweigeteilt – wenn er direkt in der Handlung agiert, ist er deutlich charmanter und weniger unausstehlich als in Szenen, in denen er Beschreibungen seiner Figur durch Dritte darstellt. Bei Colin Firths Harry Dean ist es umgekehrt, er wirkt in seinen eigenen Träumereien deutlich selbstsicherer als in Wirklichkeit, und hier ist auch von vornherein klar, daß diese Diskrepanz Absicht ist. Außerdem übernimmt er in vielen Szenen die klassische Rolle des normalen, seriösen Briten, der in absurde Situationen geworfen wird und verzweifelt versucht, seine Würde zu bewahren. Das ist durchaus phasenweise ansehnlich, trägt aber meist wenig bis gar nichts zum Plot bei und ist natürlich nur ein müder Abklatsch von ähnlichen Situationskomödien mit John Cleese in vergleichbarer Rolle.
So tritt der Film vor allem bei den im Luxus-Hotel Savoy spielenden Sequenzen sichtlich auf der Stelle und versucht, mit anzüglichen Zweideutigkeiten aus der Mottenkiste, mit Fassadenkletterei und Furzwitzen(!) Zeit zu gewinnen und erzeugt doch hauptsächlich Langeweile. Ebenso schnell nutzt sich ein Subplot mit einer japanischen Delegation ab; und die Faustschläge ins Gesicht von Harry Dean sind jetzt auch nicht gerade das Originellste unter der Sonne. Stanley Tucci spielt den deutschen Kunstexperten Martin Zaidenweber durchaus nett und witzig, hat aber nur drei Szenen, die auch wenig zur Handlung beitragen. So ist man fast froh, daß der Film nach circa 80 Minuten dann endlich zu dem schon zu Anfang versprochenen Showdown kommt, in dem es dann noch zwei Wendungen gibt – die allerdings nicht wirklich zu überraschen vermögen, denn die Art und Weise, wie die Handlung hier bebildert und geschnitten ist, laßt die tatsächliche Auflösung fast zwangsläufig erscheinen. So bleibt „Gambit“ letztlich ein eher seichter, alberner, stellenweise zotiger Bilderreigen, den man schmerzfrei überstehen kann, aber wirklich nicht gesehen haben muß.
Gruß
Kasi Mir
Re: #962 Gambit (2012)
Verfasst: 2013-06-11 20:34
von emma
Roughale hat geschrieben:unter dem Niveau von den 3 Stooges (zB Karaoke).
Langweilig war er, ja. Nicht der Brüller, ja. Ihn jetzt aber
ausgerechnet mit den Stooges (!) zu vergleichen ist
mehr als unfair. Gibt schlimmeres, hat im Gegensatz zu den Stooges nicht körperlich weh getan. Ausser wenn Cameron Diaz den Mund aufgemacht hat
Re: #962 Gambit (2012)
Verfasst: 2013-06-12 11:13
von Roughale
emma hat geschrieben:Roughale hat geschrieben:unter dem Niveau von den 3 Stooges (zB Karaoke).
Langweilig war er, ja. Nicht der Brüller, ja. Ihn jetzt aber
ausgerechnet mit den Stooges (!) zu vergleichen ist
mehr als unfair. Gibt schlimmeres, hat im Gegensatz zu den Stooges nicht körperlich weh getan. Ausser wenn Cameron Diaz den Mund aufgemacht hat
Doch, die Karaoke Szene hat genau das bei mir erreicht, ein, zwei weitere Szenen auch - und NUR die waren genauso grottig, wie die ersten Minuten der Obergurke 3 Stooges (mehr hab ich nicht ertragen können
) - NUR diese Szenen, wie gesagt