Hallo allerseits,
ich fand den Film kein Stück besser als "Spring Breakers" eine Woche zu vor, deswegen gebe ich ihm folgerichtig ebenfalls eine Vier. Für mich hatte der Film von Seth Gordon ("Horrible Bosses", "Four Christmases") mehr Fremdschäm- als Zwerchfell-Momente; viele Gags werden bis zum letzten Ende ausgewalzt. Außerdem verschenkte der Film sein größtes Potential, indem er aus dem Setup "Durchschnittstyp gegen Karrierekriminelle" keine schärfere und schwärzere Komödie strickte, sondern stattdessen versuchte, die Bösewichtin als Sympathiefigur des Films aufzubauen - eine "Sympathiefigur", die eine ganze Familie ohne groß nachzudenken in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben droht.
Am besten funktioniert "Identity Thief" in den circa 15 Minuten, in denen Opfer Sandy (Jason Bateman in der inzwischen typischen Jason-Bateman-Rolle) und Betrügerin Diane (Melissa McCarthy) offen gegeneinander opponieren und sich ein ums andere mal versuchen, gegenseitig auszutricksen. In diesen Szenen blitzt gelegentlich mal zumindest ein Hauch früherer Comedy-Hits wie "Planes, Trains & Automobiles" oder "Bad Santa" auf. Leider geht diese Phase viel zu schnell vorbei, der Film schlägt stattdessen typische Buddy-Comedy-Pfade, garniert mit Gross-Out-Elementen ein. Hier werden die Gags dann vollends vorhersehbar, zudem werden diese dadurch
entwertet, daß der Film nicht weiß, wann es gut ist und eine Pointe rübergebracht wurde. "Identity Thief" hätte um einiges flotter gewirkt, wenn man diese Szenen kürzer und knapper gefaßt hätte - allerdings hätte man dann auch mehr Gags gebraucht.
Überhaupt wirkt vieles nach dem ersten Aufeinandertreffen von Sandy und Diane - die Tatsache, daß sie mit dem Auto fahren müssen, die Komplikationen mit Killern und Kopfgeldjägern, wie es sich nur in albernen Komödien gibt, Mißgeschicke mit Unfällen usw. - wie Füllmaterial, weil die Kerngeschichte selbst nicht annähernd Kinofilmlänge erreichen kann; dabei geht der Film nie einem platten Gag aus dem Weg, selbst wenn die Haupfiguren dafür völlig unsinnig agieren müssen. Wie "wichtig" gerade die Nebenfiguren für den Film sind, sieht man daran, wie unvermittelt diese wieder aus der Handlung fliegen oder einfach fallen gelassen werden.
Am Ende kann bei einem solchen Film, der im Endeffekt niemandem wehtun will, dann natürlich auch ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende nicht fehlen, bei dem Sandy dann offensichtlich völlig den Verstand verliert
Ein sehr schwaches Finale - allerdings nicht unpassend für einen Film, der vorher auch nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißt.
Gruß
Kasi Mir