Na gut, dann nehme ich mir mal ein bischen Zeit und gebe mal meine Definition des Begriffes Horror wieder, vorerst möchte ich aber noch sagen, dass die auf einem Hauptseminar während meines Englischstudiums basiert, aber die Grundlage lieferte einer der Meister des Genres selbst: Clive Barker, den ich zur Hellraiser Premiere in Berlin im Kino ansprach und er mich als Vorwand benutze, einen Interviewtermin mit zwei schlecht Englisch sprechenden Journalisten zu schwänzen, daraus ergab sich ein ca. 30 Minütiges, sehr interessantes Gespräch - leider habe ich den Kontakt nicht aufrecht erhalten - die wilden Studienzeiten halt...
Egal, genug nostalgiert, nun mal Blut bei die Leichen
Also, aus der wissenschaftlichen Sicht basiert der Stoff, der auch heute noch in vielen Gruselfimen verwendet wird, auf der Gothic Novel. In der Geschichte kristallisierten sich sehr schnell einige Grundthemen heraus, die in etlichen Varianten immer wieder neu erzählt wurden - das populärste Grundthema ist wahrscheinlich der Vampir.
Mit der industriellen Revolution und der technischen Entwicklung gesellte sich ein weiteres Grundthema dazu, in dem die Technik zum Indikator des Bösen verwendet wurde (besonders Mad Scientists und Endzeitfilme entwickelten sich daraus).
Mit Aufkommen des Films fand man auch schnell Interesse an dem Fantastischen und da der Gruselstoff als Vertreter des Fantastischen zu zählen ist, wendete man sich auch dem Stoff zu und landete bald bei dem Vampir (Murnaus Nosferatu).
Wann genau das komerziell angehauchte Horrorlabel entstand, weiss ich jetzt nicht mehr genau, aber die Hammer Filme zählen bestimmt dazu, ebenso wie die SF Filme mit Monstern (z.B. von Jack Arnold).
Aber im eigentlichen Sinne (da war ich mir mit Barker einig) beschreibt der Begriff Horror ein Randbereich des Fantastischen, nämlich den, des Tabubruches, somit kann man auch nicht eindeutige Gruselfilme, wie den surrealistischen Der Andalusische Hund von Bunuel und Dali dazuzähl, allein wegen der berüchtigten Augenszene.
Der Tabubruch ist allerdings schwer zu definieren und heutzutage sind schon fast alle Tabus gebrochen, und die, die es nicht sind, sollen meiner Meinung nach auch schön ungebrochen bleiben.
Dementsprechend wär ein mit dem Marketinglabel Horror versehener Film wie The Haunting in Connetticut kein Horror, aber Romeros Night of the Living Dead wär einer, wegen der zuvor nicht gezeigten Kannibalenszenen. Ebenso gilt das für den Nachfolger Dawn of the Dead, in dem das Kannibalistische weiter ausgearbeitet und in Farbe dargestellt wurde und besonders die in Deutschland zensierte Szene mit den beiden Kinderzombies klar als Tabubruch angesehen werden kann.
Das schränkt die Auswahl der Horrorfilme in dem Sinne stark ein und ich glaube nicht, dass wir einen solchen Film schon mal in einer Sneak gesehen haben.
Das ist vielleicht sehr engstirnig, aber nachvollziehbar, weil gerade damals (Hellraiser Premiere Berlin 1988) eine Kommerzwelle an Horrorfilmen die Kinos überflutete, da war der Künstler in Barker offensichtlich etwas angefressen und musste sich das mal von der Seele reden, besonders der Begriff Horror Comedies löste bei ihm deutliche Wut aus, aber er blieb immer sachlich.
Ich hoffe, das macht es etwas deutlich, warum ich immer wieder mal den Begriff Horror in Frage stelle - besonders bei Filmen die mir nicht gefallen haben, man ist ja auch nur ein Mensch