Re: #822 South (2009)
Verfasst: 2010-09-14 21:54
Hallo allerseits,
für mich war "South" nicht der schlechteste Sneakfilm des Jahres ("Legion", anyone?), aber aus mehrerlei Gründen der Ärgerlichste. Daher kommt er auch bei mir nicht über eine 4- hinaus.
Ich tue mich durchaus schwer, die Herzensangelegenheit zweier Österreicher, die zusammen mit den Hauptdarstellern mehr als ein Jahrzehnt (und jeden verfügbaren Cent) in diesen Film investiert haben, einfach zu verreißen; sicherlich werden die Absichten sehr ambitioniert gewesen sein. Leider scheint in all den Jahren niemand in einen brauchbaren Plot, erträgliche Dialoge oder auch nur halbwegs nachvollziehbare Handlungen investiert zu haben; so ist "South" im Endeffekt ein inhaltsleeres Muster ohne Wert, eine subtanzlose Spielerei mit Versatzstücken des Film Noir und der Nouvelle Vague, vor allem aber eine hemmungslose Orgie der Filmkunst-Handgriffe, die den Film phasenweise unansehbar und über weite Strecken unzugänglich machen.
Im Kern ist "South" wohl die Geschichte des Berufskriminellen Bruce, der nach einem weniger erfolgreichen Überfall nicht nur mit den Ermittlungsbehörden und seinen Auftraggebern, sondern vor allem mit seiner eigenen Vergangenheit hadert. Ein von einer früheren Freundin zugesandtes Tagebuch einer Unbekannten wekct nicht nur verborgene Sehnsüchte nach einem einfacheren Leben, sondern bringt noch deutlich tiefer vergrabene Erinnerungen wieder zum Vorschein. Während sich das FBI an seine Fersen heftet und sich das Zeitfenster für eine Flucht bald zu schließen droht, erkennt Bruce nach und nach, daß er ein lange verdrängtes dunkles Geheimnis mit sich trägt.
Das ist mein bester Versuch einer Zusammenfassung der Haupthandlung, und wer den Film gesehen hat, wird festgestellt haben, daß ich die weibliche Hauptfigur Dana gar nicht erwähnt habe - das liegt daran, daß ihre Motivationen im ganzen Film völlig im Unklaren bleiben. Abgesehen von der (verständlichen) Flucht vor einem prügelnden Ehemann bleibt die von Claudia Vick gespielte Figur verschlossen, unnahbar, unverständlich. Matthew Mark Meyers Bruce hingegen ist im Großen und Ganzen nachvollziehbar, leidet aber ebenfalls an einer ausdrucksarmen, geradezu phlegmatischen Darstellung und ebenso end- wie belanglosen Monologen, die sich inhaltlich sehr schnell wiederholen. Das genaue Gegenteil ist Sal Giorno als Ladeninhaber Al, der offenbar Woody Allen zu imitieren versucht, aber dabei oftmals in extremes Overacting verfällt.
Al gehört dabei zu einer großen Gruppe von Figuren und Handlungsfetzen, die überhaupt keinen Bezug zur eigentlichen Story haben und offenbar nur als Füllmaterial gedacht sind; so ist die ganze Erzählung rund um Schulden (offenbar) bei der Mafia um Al und Larry ebenso Zeitverschwendung wie endlos wirkende Bandaufnahmen von Bruces Psychiater, die an Plattitüden nicht zu überbieten sind, oder ein Subplot um einen von Bruce verminten Rückzugsort. Letzter wie andere Szenen mit Polizeibeteiligung wirken zudem amateurhaft, einfach unecht.
Den Rest geben die Regisseure von "South" dem Film dann durch massiven und extrem störenden Einsatz von Taschenspielertricks der Filmkunst, von Wackelkamera (bis hin zum Parkinson-artig zittrigen Bild) über Closeups ins Nichts, absichtliche Unschärfen, schnelle Schnitte zwischen nicht erkennbaren Motiven bis hin zu unvermittelten Sprüngen vor und zurück in der Chronologie ist alles dabei, was man an Kunstfilmen hassen kann, es fehlt eigentlich nur noch ein penetrant wiederholtes, aufdringliches Musikmotiv wie in "Things We Lost in the Fire", "Atonement" oder "2:17". Dabei konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Tricks nur dazu dienen sollten, von der Einfachheit der zentralen Handlung abzulenken (was zumindest bei mir nicht geklappt hat, da der zeitliche Abstand der Erinnerungsszenen und der "Gegenwartshandlung" von Film ja u.a. durch Radionachrichten preisgegeben wurde). Am Ende ist "South" eben einfach nur viel Aufwand mit wenig Ertrag.
Gruß
Kasi Mir
für mich war "South" nicht der schlechteste Sneakfilm des Jahres ("Legion", anyone?), aber aus mehrerlei Gründen der Ärgerlichste. Daher kommt er auch bei mir nicht über eine 4- hinaus.
Ich tue mich durchaus schwer, die Herzensangelegenheit zweier Österreicher, die zusammen mit den Hauptdarstellern mehr als ein Jahrzehnt (und jeden verfügbaren Cent) in diesen Film investiert haben, einfach zu verreißen; sicherlich werden die Absichten sehr ambitioniert gewesen sein. Leider scheint in all den Jahren niemand in einen brauchbaren Plot, erträgliche Dialoge oder auch nur halbwegs nachvollziehbare Handlungen investiert zu haben; so ist "South" im Endeffekt ein inhaltsleeres Muster ohne Wert, eine subtanzlose Spielerei mit Versatzstücken des Film Noir und der Nouvelle Vague, vor allem aber eine hemmungslose Orgie der Filmkunst-Handgriffe, die den Film phasenweise unansehbar und über weite Strecken unzugänglich machen.
Im Kern ist "South" wohl die Geschichte des Berufskriminellen Bruce, der nach einem weniger erfolgreichen Überfall nicht nur mit den Ermittlungsbehörden und seinen Auftraggebern, sondern vor allem mit seiner eigenen Vergangenheit hadert. Ein von einer früheren Freundin zugesandtes Tagebuch einer Unbekannten wekct nicht nur verborgene Sehnsüchte nach einem einfacheren Leben, sondern bringt noch deutlich tiefer vergrabene Erinnerungen wieder zum Vorschein. Während sich das FBI an seine Fersen heftet und sich das Zeitfenster für eine Flucht bald zu schließen droht, erkennt Bruce nach und nach, daß er ein lange verdrängtes dunkles Geheimnis mit sich trägt.
Das ist mein bester Versuch einer Zusammenfassung der Haupthandlung, und wer den Film gesehen hat, wird festgestellt haben, daß ich die weibliche Hauptfigur Dana gar nicht erwähnt habe - das liegt daran, daß ihre Motivationen im ganzen Film völlig im Unklaren bleiben. Abgesehen von der (verständlichen) Flucht vor einem prügelnden Ehemann bleibt die von Claudia Vick gespielte Figur verschlossen, unnahbar, unverständlich. Matthew Mark Meyers Bruce hingegen ist im Großen und Ganzen nachvollziehbar, leidet aber ebenfalls an einer ausdrucksarmen, geradezu phlegmatischen Darstellung und ebenso end- wie belanglosen Monologen, die sich inhaltlich sehr schnell wiederholen. Das genaue Gegenteil ist Sal Giorno als Ladeninhaber Al, der offenbar Woody Allen zu imitieren versucht, aber dabei oftmals in extremes Overacting verfällt.
Al gehört dabei zu einer großen Gruppe von Figuren und Handlungsfetzen, die überhaupt keinen Bezug zur eigentlichen Story haben und offenbar nur als Füllmaterial gedacht sind; so ist die ganze Erzählung rund um Schulden (offenbar) bei der Mafia um Al und Larry ebenso Zeitverschwendung wie endlos wirkende Bandaufnahmen von Bruces Psychiater, die an Plattitüden nicht zu überbieten sind, oder ein Subplot um einen von Bruce verminten Rückzugsort. Letzter wie andere Szenen mit Polizeibeteiligung wirken zudem amateurhaft, einfach unecht.
Den Rest geben die Regisseure von "South" dem Film dann durch massiven und extrem störenden Einsatz von Taschenspielertricks der Filmkunst, von Wackelkamera (bis hin zum Parkinson-artig zittrigen Bild) über Closeups ins Nichts, absichtliche Unschärfen, schnelle Schnitte zwischen nicht erkennbaren Motiven bis hin zu unvermittelten Sprüngen vor und zurück in der Chronologie ist alles dabei, was man an Kunstfilmen hassen kann, es fehlt eigentlich nur noch ein penetrant wiederholtes, aufdringliches Musikmotiv wie in "Things We Lost in the Fire", "Atonement" oder "2:17". Dabei konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Tricks nur dazu dienen sollten, von der Einfachheit der zentralen Handlung abzulenken (was zumindest bei mir nicht geklappt hat, da der zeitliche Abstand der Erinnerungsszenen und der "Gegenwartshandlung" von Film ja u.a. durch Radionachrichten preisgegeben wurde). Am Ende ist "South" eben einfach nur viel Aufwand mit wenig Ertrag.
Gruß
Kasi Mir