Hallo allerseits,
emma, ich nehme es mir mal heraus, Frau Germanottas Musik (und Modeeskapaden) ebenfalls nicht gerade toll zu finden, ohne gleich als homophob hingestellt zu werden. Was würden meine "Erasure"-Alben denn von mir halten...
Allerdings paßt die Musik schon in den Film, der ja offensichtlich für Kinder und Jugendliche gemacht wurde (was auch die neueste "Internet-Entdeckung" Justin Bieber im Abspann unter Beweis stellt). Älteren Leuten, die das 1984er-Original kennen, hat der Film von Harald Zwart (der mit "One Night at McCool's" den IMHO besten Sneakfilm des Jahres 2001 abgeliefert hatte), hingegen viel weniger zu bieten, transponiert er doch die Handlung des Originals mit wenigen Veränderungen nicht nur von der Rahmenhandlung, sondern auch fast Subplot für Subplot.
Die wesentlichen Änderungen zum Orignal "Karate Kid", sind: Chinese statt Japaner, Kung Fu statt Karate, China statt Kalifornien, 12-jährige statt 16/17-jährige Hauptfigur. Das hält Zwart und Drehbuchautor Christopher Murphey aber nicht davon ab, die wesentlichen Handlungselemente gleich zu lassen. Auf den Umzug in eine unbekannte Stadt folgt das Kennenlernen eines Mädchens, was zeitgleich zu Ärger mit lokalen Kids führt, der schließlich soweit eskaliert, daß der Mentor mit tragischer Vergangenheit eingreifen muß; dieser will zwar keine Kämpfe, handelt dann aber doch mit dem bösen Lehrer der Gegenseite einen Kampf aus und erklärt sich bereit, seinen Schützling zu trainieren. Und so weiter, und so fort - der Film ist zwar nicht, wie z.B. die Remakes von "Nightwatch" und "Psycho" aus den 1990ern Szene für Szene nachgedreht, aber trotzdem beschränkt sich der 'kreative' Input von Autor und Regisseur darauf, die Handlungsfäden an das geänderte Setting anzupassen.
Allerdings ist der 2010er-"Karate Kid" weniger locker-leicht und etwas mehr auf der dunkleren, zynischen Seite; vor allem die chinesischen Widersacher werden über weite Strecken so bösartig dargestellt, daß ich mich manchmal gefragt habe, ob der Film in China trotz seiner üppigen Fremdenverkehrswerbung für Peking so gut angenommen wird. Dabei finde ich auch Janden Smiths Titelfigur Dre über weite Strecken nicht wirklich sympathisch, nicht nur zu Anfang wirkte Dre auf mich großmäulig, starrsinnig und nur begrenzt lernfähig. Selbst später, als er die Konsequenzen seiner Porzellanladentrampelei am eigenen Leib zu spüren bekommt, gibt es immer wieder Phasen, in denen ich fast versucht war, die Gegenseite anzufeuern (vielleicht liegt das aber auch am Schauspieler, denn Mr. Smith jr. ging mir auch in "The Day the Earth Stood Still" schon hauptsächlich auf die Nerven).
Fast alle anderen Figuren sind Pappkameraden, über die man kaum etwas erfährt - einzig Jackie Chans Mr. Han bekommt ein paar Facetten; der alternde Actionstar spielt auch mit diesen nicht üppigen Mitteln alle an die Wand und macht sowohl eine recht gute Figur in der einzigen wirklich interessant choreographierten Actionszene des Films, als auch in den komischen und charakterbildenden Szenen. Da sieht man es dem Film nach, daß man gefühlt hundertmal die "Jacke an, Jacke aufhängen..."-Routine präsentiert bekommt, obwohl man weit vor Dre verstanden hat, wozu das gut sein soll.
Insgesamt bekommt der neue "Karate Kid" (der ja AFAIR nur von den chinesischen Kung-Fu-Kids im Film so genannt wurde) von mir eine 3-, handwerklich kann ich dem Film kaum etwas vorwerfen, aber kreativ und darstellerisch hat der Film halt wenig zu bieten. Das ist bei mir übrigens nicht so weit weg vom Original, das mir auch nur eine (glatte) 3 wert war. Insofern ist es vermutlich tatsächlich egal, welche Version man sich anschaut - beide müssen es aber wirklich nicht sein.
Gruß
Kasi Mir
P.S.: hmans, das Filmende direkt nach dem Turnierfinale gibt es so in neun von zehn Filmen dieses Underdog-Genres, damit mußte man also rechnen.
